Etappe 1: El Calafate (24.08.-27.08.)

Liebe Leser,

meine Reise hat nun begonnen. Am Samstag stieg ich in Buenos Aires in den Flieger, der mich in den Sueden Argentiniens bringen sollte. Nach 4 Stunden Flug war ich denn endlich auch in El Calafate, 2.800 km von Buenos Aires entfernt, angekommen. Das Hostel hat fuer mich einen Platz in einem Bus reserviert, der mich in die Stadt brachte. Naja es ist wohl eher ein Dorf nach argentinischen Massstab. Mit zwei argentinischen Maedels, die ich im Flugzeug kennengelernt habe, machte ich mich dann auf den Weg um uns das Dorf genauer anzuschauen. Natuerlich durften Muetze, Schal und Handschuhe nicht fehlen. Es ist naemlich ziemlich kalt hier... immer Minusgrade. Von 5ºC bis -10ºC. Unvollstellbar irgendwie, dass es im August so kalt ist... und Schnee lag auch.
Also am Samstag sind die beiden Maedels und ich nach einem kleinen Spaziergang ins Glaciarium gefahren, was ein Gletschermuseum ist und eine Eisbar hat. Schliesslich dreht sich hier alles um das Thema Gletscher, da der beruehmte Gletscher Perito Moreno hier gleich um die Ecke liegt. Das Museum war sehr interessant und gab viele Informationen darueber, wie ein Gletscher ensteht, wo es welche auf der Welt gibt etc. Alles wurde anhand von kleinen Filmchen veranschaulicht. Trotzdem war es meiner Meinung nach viel zu teuer. Ebenso der Eintritt in die Eisbar, wo man sich im Endeffekt nur 20 Minuten aufhalten konnte. Nagut viel laenger haette man es auch nicht ausgehalten. Alles war in der Bar aus Eis - die Glaeser, die Skulpturen, die Sitzbaenke. Ein Glueck haben wir einen gefuetterten Poncho und dicke Handschuhe bekommen. Die Getraenke haben troztdem sehr, sehr lecker geschmeckt.

So nun erstmal ein paar kleine Informationen ueber El Calafate:
El Calafate hat an die 20.000 Einwohner und liegt in Patagonien, in der Provinz Santa Cruz. Das kleine Staedtchen liegt direkt am Lago Argentino und man hat einen Ausblick auf den See und die Berge. Es gibt nicht viel zu sehen, in dem Ort ausser vielleicht das geschuetzte Sumpfgebiet und die Bucht, die vielen Vogelarten ein zu Hause bieten. Aber der eigentliche Grund, warum El Calafate so beliebt ist, ist die Naehe zu dem Parque Nacional los Glaciares (Nationalpark der Gletscher). 

Viele Reisebueros, aber auch die Hostel und Hotels bieten Tagestouren in den Park an. An einer dieser Touren habe ich teilgenommen und es war unglaublich! Ich wurde morgens mit einem Bus abgeholt und nach einigen Zwischenstopps, wo wir Fotos machen konnten, kamen wir beim Gletscher an. Zunaechst machten wir eine kleine Bootsfahrt um den Gletscher Perito Moreno aus naechster Naehe zu begutachten. Einfach unvorstellbar! Er schimmerte in einem schoenen blau und zwischendurch hoerte man ein lautes Krachen, da Eismassen an der Gletscherfront abbrachen. Es fing an zu schneien und als das Boot anlegte, stuermten die Kinder hinaus und waelzten sich im Schnee. Sie hatten noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen und nun schneite es auch nicht... nicht viel und nicht lange, aber sie haben sie trotzdem gefreut. Also fuer mich war es auch ungewohnt, dass es im August schneit, aber ich habe nur gedacht: "Oh nicht noch mehr Schnee..ich werde davon bestimmt noch dieses Jahr genug sehen." Nach der Bootsfahrt ging es denn ein Stueck weiter mit dem Bus auf den Berg hinauf bis wir an dem Punkt ankamen, wo wir auf eigene Faust spazieren gehen konnten. Es gab Wanderpfade mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad und man hatte stets einen Blick auf den Gletscher aus allmoeglichen Perspektiven. Und stets schimmerte er blau. Es trieben Eisbloecke auf dem See herum, die auch blau waren. Trotz Kaelte habe ich den Tag doch sehr genossen.
Informationen ueber den Gletscher Perito Moreno:
Er ist 35 km lang, 5 km breit und 70 m hoch. Unter Wasser erreicht er eine Tiefe von 100 m an der Gletscherfront. Er bewegt sich ziemlich schnell voran... 2 m pro Tag, also ueber 700 m pro Jahr. An der Gletscherstirn kalbt er staendig, d.h. Eisberge brechen immer auf´s Neue dort ab. Weltweit gehen die meisten Gletscher zurueck (wie man eigentlich wissen sollte, dank Klimawandel), doch der Perito Moreno ist noch ziemlich stabil. Manchmal rueckt er soweit vor, dass er einen Arm des Lago Argentino abtrennt, sodass sich ein gewaltiger Druck aufstaut bis sich das Wasser wieder einen Weg durch die Eismassen bahnt. Und dann kracht es wieder!

Am Montag bin ich dann mit dem Bus in das 220 km entfernte El Chaltén gefahren. Morgens um 8 Uhr gings los. Es war noch dunkel, sodass mir der Weg zum Busbahnhof vorkam als waere es mitten in der Nacht gewesen. Auf der dreistuendigen Fahrt habe ich fast nur geschlafen. In El Chaltén angekommen, wurden wir von einer Dame empfangen, die uns erklaerte wie man sich in einem Nationalpark verhaelt. Schliesslich liegt das kleine Dorf von ca. 1000 Einwohnern im Sommer und 600(!!!) Einwohner im Winter in den Bergen, wo es viele Wanderwege gibt. Ja, also machten Erica und ich  uns auf den Weg einen Berg zu erklimmen, von dem man eine super Aussicht auf den Fitz Roy haben sollte. Bei Unwetter ging es los.. Kein Wunder, dass das Dorf wie ausgestorben wirkte. Alle Laeden, Bars und Hotels hatten geschlossen und die Fenster waren mit Zeitungspapier verklebt. Also mit Unwetter meine ich richtig starker Wind von vorne (ca. 50 km/h), sodass uns die Hauptstrasse ewig lang vorkam bis wir endlich am Wanderpfad ankamen. Zu allem Ueberfluss fing es auch noch an zu nieseln, aber natuerlich hatten wir an wetterfeste Kleidung gedacht. Es ging also los... den Berg hinauf. Zunaechst ein paar Stufen erklimmen, die mir ungefaehr bis zum Knie reichten. Nach 15 Minuten war ich schon geschafft, dabei warteten noch 1,5 Stunden Wandern auf uns. Zwischendurch gab es ein paar Aussichtsplattformen. Doch leider war der Wind so stark, dass es uns buchstaeblich umhaute und wir die Aussicht nicht so geniessen konnten. Es ging also weiter...immer weiter...bergauf.. ueber Stock und Stein...ueber kleine Baeche...durch den Matsch. Teilweise war der Weg so verschneit und vereist, dass wir manchmal ganz schoen ins Rutschen kamen. Was haben wir uns bloss dabei gedacht?! Nach einer gefuehlten Ewigkeit konnten wir dann eine kleine Pause machen an unserem ersten Ziel: Die Lagune Capri. Wir haben eine Kleinigkeit gegessen und waeren meine Haende nicht eingefroren (Essen mit Handschuhen stellte sich naemlich als etwas schwierig heraus) haette ich noch eine Weile laenger dort sitzen koennen und um die Aussicht zu geniessen. Die Lagune war fast komplett vereist und man sah den Schnee, der vom Wind ueber das Eis gepeitscht wurde. Verrueckt... und das im August! Nach weiteren 20 Minuten haben wir dann unser zweites Ziel erreicht: Den Aussichtspunkt um den Fitz Roy zu begutachten. Ja schade nur, dass es so neblig und diesig war, sodass man schon gar nicht die Bergspitzen vom Himmel unterscheiden konnte. Den  Fitz Roy habe ich nicht gesehen, aber wir haben alles versucht. Es ging also an den Abstieg. Gefaehrlicher als der Aufstieg, da wir staendig wegrutschten und uns an den Baeumen festhalten mussten. Trotzdem kamen wir schneller voran und nach insgesamt 4 Stunden wandern (Auf- und Abstieg zusammengefasst) erreichten wir das Dorf. Nun mit dem Wind im Ruecken kam die Hauptstrasse mir gar nicht mehr so lang vor... El Chaltén wirkte wie ein Geisterdorf... es wurde nicht richtig hell, da es staendig bedeckt war...hier und dort sah man mal eine menschliche Seele...die Tueren quietschten im Wind und die Hunde trieben sich ziellos herum. In der Dunkelheit waere es ganz schoen gruselig geworden, aber soweit kam es gar nicht, da wir uns in den warmen Bus setzten und wieder nach El Calafate fuhren. Im Bus habe ich mit Bedauern festegestellt, dass Wandern einfach nichts fuer mich ist! Noch weniger bei Schnee und Eis. Ich bin einfach ein Maedchen vom platten Land und das ist auch gut so ;)

Mein naechstes Ziel ist Puerto Madryn an der Atlantikkueste. Der Bus faehrt in einer Stunde... die Sachen sind gepackt und auf geht´s! :)

Ganz liebe Gruesse,
Mariel (: 

Fotos folgen!

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