Roadtrip durch den dominikanischen Südwesten

Vergangene Woche habe ich mit drei Freunden einen kleinen Roadtrip in den Südwesten der Dominikanischen Republik gemacht. So mieteten eine Britin, ein Curaçao und zwei Deutsche ein Auto und machten sich von Santo Domingo aus auf den Weg. 

The Dominican Republic South West
(Karte des Hotel Caribe, geändert)


Tag 1: Donnerstag, den 19. November (Pinke Linie auf der Karte)


Nachdem wir den ersten vorgeschlagenen Stopp - irgendwelche Ruinen nahe der Hauptstadt - übersprungen haben, machten wir unsere erste geführte Tour in Las cuevas del Pomier in San Cristóbal. Insgesamt umfasst das Gebiet 55 Höhlen, von denen man allerdings nur sieben besichtigen kann. Also Helm auf und los ging‘s! Wir haben viele interessante Informationen erhalten und konnten mehrere Höhlenmalereien der damaligen indigenen Bevölkerung namens Taínos entdecken. Diese Höhlenmalereien sind vor fast 2.000 Jahren entstanden. 



Unser nächster Stopp waren die Dunas de Baní in der Nähe von Baní. Kurz bevor wir die Sanddünen, die unter Naturschutz stehen, erreichten, sprangen wir aus dem Auto, da wir zum ersten Mal Leguane sahen. Inmitten der Leguanen liefen auch ein paar Ziegen umher und eine wollte tatsächlich unsere frischgeschmierten Käsebrote aus dem Auto stibitzen. Nachdem wir genügend Fotos geschossen haben, erklommen wir die bis zu 35 m hohen Sanddünen. Wir kamen gut ins schwitzen, als wir die Düne direkt am Meer bestiegen - eine wunderbare Aussicht über Strand und Meer.

Die Salzmine und ein Haufen Salz
Nur einige Kilometer weiter fuhren wir an den Salinas de Baní vorbei - Salzminen, in denen das Salz in verschiedenen Terrassen bzw. Stationen aus dem Meerwasser gewonnen wird. 
Am Abend erreichten wir schließlich unser Tagesziel - die Küstenstadt Barahona, gegründet 1802 und mittlerweile ein beliebtes Touristenziel. So viel haben wir gar nicht von der Stadt gesehen, da wir im Dunkeln ankamen. Wir waren einfach froh, eine passende Unterkunft gefunden zu haben. Die Einrichtung des 4-Bett Zimmers hatte ein Charme des letzten Jahrhunderts. Sabrina und ich scherzten beim genaueren Hinsehen, dass wir uns in einem Escapegame befinden und suchten nach Hinweisen. 


Tag 2: Freitag, den 20. November (blaue Linie)


Nach dem Frühstück setzen wir uns wieder in das Auto und machten uns auf den Weg. Wir fuhren entlang der Küstenstraßen, kamen an atemberaubenden Stränden zur linken Seite und wunderschönen Hügeln zur rechten Seite vorbei. Fast jede Stadt oder Dorf in der Dominikanischen Republik entlang einer touristischen Strecke hat am Ortseingang oder mitten im Ort den Ortsnamen in großen Buchstaben gegossen. So machten wir es uns zur Aufgabe an jedem Ortsnamen auszusteigen und ein Foto in verschiedenen Posen zu machen. Okay, ein Foto ist untertrieben - ich glaube am Ende hatten wir ca. 400 Fotos von (ich glaube) sechs Ortsnamen und Umgebung geschossen. In den kleineren Orten, wo sich der Ortsname mitten im Dorf befand, schmunzelten die Einwohner*innen über uns. Naja, wir müssen auch ein witzigen Eindruck gemacht haben - vier Tourist*innen springen aus dem Auto, schießen viele Fotos, sprechen Englisch und nach fünf Minuten verschwinden sie wieder im Auto.

Flamingos fliegen vor
uns davon...
Zwei Stunden später erreichten wir unser Ziel - La laguna de OviedoDie Lagune besteht aus über 40 Inseln, auf den verschiedene Pflanzen und Kakteen wuchern. Wir machten eine ca. 2-stündige Bootstour um verschiedene Vogelarten und noch mehr Leguane zu beobachten. Absolute Highlights waren erstens die Nashornleguane, welche ein kleines Horn auf der Nase haben, und zweitens die Flamingos. Des Weiteren konnten wir Pelikane, Möwen, Reiher und andere Vogelarten sichten. 

Auf dem Rückweg zum Hotel in Barahona - ja, wir hatten uns dazu entschieden im selben Escapegame-Hotel noch eine weitere Nacht zu verbringen - machten wir einen Stopp im Ort Los Patos
Wir turnen auf den Buchstaben
von Los Patos
Uns knurrten nämlich unsere Mägen und so suchten wir uns einen Tisch an der Flussmündung. Wir bestellten pescado frito y tostones (frittierten Fisch und frittierte Kochbananen). Der Fisch wird hier stets frisch zubereitet und besonders auffällig an der dominikanischen Küche sind - neben Reis und Bohnen - die frittierten Speisen. Anschließend machten wir einen kurzen Verdauungsspaziergang am Strand. Danach setzten wir unseren Weg fort und kamen zeitgleich mit dem Sonnenuntergang im Hotel an. 

Tag 3: Samstag, den 21. November (Orangene Linie)


Wir stärkten unsere Kräfte beim Frühstück, checkten aus und setzten uns ins Auto. Nach einer ca. 1,5- stündigen Autofahrt kamen wir bereits bei unserem Tagesziel an - dem Lago Enriquillo

Zu diesem Zeitpunkt waren wir der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince näher als der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo. Wir waren quasi nur einen Katzensprung von der dominikanisch-haitianischen Grenzen entfernt - was auch durch die vielen Straßenkontrollen und Militärstützpunkten zu spüren war. Auf dem gesamten Trip wurden wir mehrmals kontrolliert - oftmals reichte nur das Runterschrauben der Fenster, aber an einigen Kontrollen wurde unser Kofferraum kontrolliert und nur einmal unsere Pässe. Witzigerweise wollten die Polizisten nicht ein einziges Mal einen Führerschein oder Fahrzeugpapiere sehen. Bei einer der Kontrollen ließ uns der Polizist nur fahren, nachdem wir ihm etwas Geld „für eine Limonade“, wie er sagte, in die Hand drücken mussten. So viel zur Korruption im Lande - und das war Korruption nur auf kleinster Ebene! 


Das Nashornleguan
Naja, zurück zum See. Auch hier wurden wir wieder von viiiiiielen Leguanen begrüßt. Wir stapften runter zum See und konnten unseren Augen nicht trauen - was ein einzigartiger Ausblick! Irgendwie lag etwas von einer Endzeitstimmung in der Luft. Unsere Augen fanden verlassene Boote und tote Bäume im Wasser. Der Salzwassersee liegt 40m unter dem Meeresspiegel und ist somit der tiefste Punkt in der Karibik. Gespeist wird der See aus einem Fluss, Abflüsse gibt es keine. In den letzten Jahren ist der Wasserspiegel stark angestiegen. Dies ist auch der Grund für die zahlreichen abgestorbenen Bäume im Wasser. Vor nicht allzu langer Zeit wuchsen die Bäume in voller Pracht am Ufer. Allerdings sorgte der ansteigende Wasserspiegel dafür, dass das Ufer mit Wasser bedeckt wurde und die Bäume das Salzwasser nicht vertrugen und somit abstarben. 
Lago Enriquillo
Auch hier machten wir eine Bootstour... um die heimischen Spitzkrokodile zu beobachten, welche bis zu 4m lang werden können. Die zwei jungen Typen, die die Bootstour durchführten, ermutigten ein Teil der Gruppe vom Boot in den See zu springen. Angeblich sei es nicht gefährlich mit Krokodilen zu schwimmen. Gesagt, getan - zwei Personen der Gruppe sprangen in den See, die Britin und ich waren mit Handyaufnahmen beschäftigt. So merkten wir nicht, wie sich die zwei Typen an dem Portmonee des Curaçaos zu schaffen machten und 2.000 Pesos entwendeten. Dies fiel ihm allerdings erst viel später auf, als wir schon längst wieder im Auto saßen und viele Kilometer entfernt waren. Nachgehende Recherchen haben sogar ergeben, dass man aus Sicherheitsgründen nicht mit Krokodilen schwimmen sollte. Also wurden wir völlig über‘s Ohr gehauen - leider etwas, was öfter vorkommt, als es lieb ist. So haben wir mal wieder eine Lektion für‘s Leben gelernt - Lasse niemals deine Sachen unbeaufsichtigt liegen und habe kein blindes Vertrauen in die Tourguides! Schließlich ist Vorsicht besser als Nachsicht. 

Nach der Bootstour hatten wir Mittagessen in einem typisch dominikanischen comedor - ein kleines Lokal mit Speisen zu geringen Preisen. Es gibt keine Speisekarte, sondern gegessen wird, was zubereitet wurde. Ich hatte einen leckeren moro con cerdo guisado (Reis und Bohnen zusammengekocht mit geschmorten Schweinefleisch). Anschließend sind wir auf einen Aussichtspunkt geklettert. Dort konnten wir die Aussicht sowohl über den See als auch über die Malereien der taínos genießen. Danach war es auch Zeit in den nahegelegenen Ort zu fahren, wo wir ein Haus über AirBnB gebucht haben. Unterwegs fanden wir die Zutaten für unser Abendessen, indem wir im Nachbarort in verschiedenen colmados fragten und ich letztendlich von einer jungen Frau die Straße runter zur Nachbarin begleitet wurde. Sie verkaufte Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch aus ihrem Garten. Bevor wir ins Haus fuhren, spielten wir im colmado noch einige Partien Billard - bei lauter Musik aus dem Bluetooth-Lautsprecher und einem Kaltgetränk. Da sich der colmado direkt gegenüber des zentralen Dorfplatzes befand, lockten wir noch ein paar weitere zahlende Gäste an. Colmados gibt es überall im Land, in jedem noch so kleinen Ort. Dabei handelt es sich um einen Kiosk bzw. Tante Emma- Laden, da man dort auch die nötigsten Lebensmittel kaufen kann.


Tag 4: Sonntag, den 22. November (Grüne Linie)


Auf Wiedersehen
Unser Roadtrip neigte sich dem Ende zu. Nachdem wir die Hausübergabe gemacht haben, hatten wir Frühstück in einer kleinen Cafeteria. Von dort aus traten wir den Rückweg nach Santo Domingo an. Diesmal auf dem direkten Weg und ohne großartige Stopps - außer Klopausen, kurzes Beinevertreten, Besorgung von Reiseproviant in colmados und zum Kauf eines überdimensionalen Mörsers. Es war Zeit die letzten Tage nochmal Revue passieren zu lassen und ein Fazit zu ziehen. Abgesehen von den vielen Kontrollen und der Abzocke hatten wir eine wunderbare Zeit. Wir haben uns gut verstanden, waren uns überwiegend einig, haben viel gelacht und interessante Gespräche geführt.

Die 4-köpfige Reisegruppe
Außerdem habe ich einen mir noch unbekannten Teil des Landes mit einer wunderschönen Landschaft und netten Menschen kennengelernt. Trotz COVID-19 Einschränkungen, wie die nächtliche Ausgangssperre oder nicht-stattfindende Aktivitäten, hatten wir einen tollen Trip. Ich bin froh, dass wir den Trip gemacht haben. Sechs Stunden später verabschiedeten wir uns in Santo Domingo. 


Nun bin ich wieder als Freiwillige zurück im Hostel in Cabarete und bleibe definitiv noch den Dezember über hier. Was danach kommt? Keine Ahnung! Auch habe ich noch keinen Plan für die Feiertage zum Ende des Jahres. Obwohl es in Geschäften und Häusern blinkt und glänzt, ist bei mir überhaupt noch keine Weihnachtsstimmung aufgekommen. Dafür ist es für mich als Nordlicht dann doch noch deutlich zu warm. Irgendetwas wird sich aber sicherlich ergeben. Ich halte euch auf dem Laufenden und bis dahin wünsche ich euch eine schöne Vorweihnachtszeit. 




Quellen:

Go Dominican Republic: https://www.godominicanrepublic.com/de/ (Zugriff 23.11.2020)

Visita República Dominicana: https://www.visitarepublicadominicana.org/ (Zugriff 25.11.2020)



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