Vom Atlantischen Ozean an die Nordsee und zurück

Anfang Juli habe ich mich in den Flieger nach Hamburg gesetzt. Ja, es ging für mich nach Hause. Ich bezog wieder mein Kinder- und Jugendzimmer in einem überschaubaren Dorf im Kreis Dithmarschen. Seit meinem Abflug nach Argentinien waren 542 Tage vergangen, oder fast 18 Monate. Das hätte ich mir anfangs gar nicht vorstellen können, aber wenn mensch erstmal unterwegs ist, läuft der Rest irgendwie von alleine.

In diesen Tagen, Wochen, Monaten fern von zuhause habe ich viel erlebt – Höhen sowie Tiefen. Die Corona-Zeit habe ich komplett im Ausland verbracht. Dementsprechend war ich gespannt was auf mich zukommen würde. Was hat sich verändert? Wie haben sich die Menschen in meinem Umfeld verändert? Was gibt es Neues? Wie wird der Kulturschock"? Meine Vorfreude auf zuhause war geprägt von vielen Fragezeichen in meinem Kopf und die größten Bedenken hatte ich beim sogenannten „Kulturschock“. Aber wieso eigentlich? Die Kultur, in der ich aufgewachsen bin, muss mir doch eigentlich bekannt sein. Aber in fast 18 Monaten auf Reisen verändert sich doch ganz schön viel, vor allem habe ich mich verändert … habe mehr zu mir selbst gefunden. Also der Satz „Travel far enough, you meet yourself“ von David Mitchell stimmt schon – zumindest für mich. Natürlich kann mensch auch zuhause zu sich selbst finden … gar keine Frage!

Planlos, aber glücklich im Speicherkoog

Angekommen im Dithmarschen hat es tatsächlich eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich nun zuhause bin. Ich habe mich zwar direkt wohl und heimisch gefühlt, aber irgendwie befand ich mich in einer inneren Schockstarre. Von Anfang an habe ich viel unternommen, besonders mit Familie und Freunden. Wenn ich nicht unterwegs war, habe ich Papierkram erledigt, oder einfach auch mal gar nichts. Das tat gut. Ich musste Frage und Antwort stehen … besonders oft kam die Frage „Und wie geht’s weiter? Hast du schon einen Plan?“ Aber wie sollte ich einen Plan für die Zukunft haben, wenn ich erstmal mit Ankommen beschäftigt war?! Ich würde sagen, dass ich erst nach 3-4 Wochen aus dem Zustand der inneren Schockstarre aufgewacht bin. Erst dann war ich richtig angekommen und konnte mir über einen Plan Gedanken machen. Auf meine innere Stimme hörend, hatte ich bis dahin mehrere Jobangebote abgelehnt. Außerdem befinde ich mich immer noch im Bewerbungsprozess für den Vorbereitungsdienst in Schleswig-Holstein. Und zack – weil ich weiter warten muss, habe ich mir ein Ticket in die Dominikanische Republik für Anfang September gebucht.

Am Deich in Büsum



Mittlerweile sitze ich wieder in der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo und schreibe diese Zeilen. Die zwei Monate zuhause waren sehr schön. Vor allem habe ich aufgrund der begrenzten Zeit versucht, möglichst viel zu unternehmen. Ich habe meinen eigenen Landkreis näher kennengelernt … z.B. beim Fischbrötchen essen von Stulle&Pulle im Speicherkoog, an der Familienlagune in Büsum oder beim Stand Up Paddling auf der Eider. Aber ich habe mich nicht nur in Dithmarschen aufgehalten, sondern machte mich auch auf den Weg, Menschen in Deutschland zu besuchen. Ich war für ein paar Tage in Bremen und Hamburg … sowie in Wuppertal und Darmstadt – ganz nach dem Motto „Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch die gewesen bist“ (Dalai Lama). Schließlich war ich noch nicht in letzteren beiden Städten und so habe ich die Zeit genutzt, Deutschland etwas besser kennenzulernen.

In den zwei Monaten zuhause ist mir etwas klar geworden und zwar: Egal, wo und wie lange ich unterwegs bin, Veränderungen sind unvermeidbar. Allerdings verändern sich oft nur die äußeren Umstände … die langjährigen Beziehungen zu den Menschen bleiben gleich. So konnte ich bei den meisten Begegnungen dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben – als sei es erst gestern gewesen. Dafür bin ich unglaublich dankbar!

Also ihr werdet wieder von mir aus der Dominikanischen Republik hören. Was ich machen werde? Das steht noch nicht so richtig fest. Mir schwirren so viele Ideen durch den Kopf. Langweilig wird es also nicht!

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