Schule und Eis

Liebe Leser,

seit dem 1. März sind die langen Sommerferien vorbei und die Kinder gehen in die Schule. Mehr oder weniger regelmäßig. Es gibt Familien, in denen besonders darauf geachtet wird, dass die Kinder täglich in der Schule erscheinen. Aber leider sind nicht alle Familien so. Es gibt immer noch Kinder, die noch nicht wieder eingeschrieben sind bzw. die einfach nicht hingehen. Dabei sind schon zwei Monate rum. Hier in Argentinien gibt es einen Vormittags- und einen Nachmittagsturnus. Je nachdem, wo die Kinder eingeschrieben sind und wo noch Plätze frei sind, gehen sie entweder morgens oder nachmittags zur Schule. Bei einigen ist es ein ständiges Hin und Her. Ein Geschwisterpaar ist umgezogen und musste somit die Schule wechseln. Leider gibt es da ein kleines Problem. Erst waren sie in den Nachmittagsturnus eingeschrieben.. sind aber nicht hingegangen, weil sie lieber nach La Paloma kommen wollten. Da wir aber gesagt haben, dass es nicht geht, da die Schule wichtiger ist, haben sie den Turnus gewechselt. Nun aber stehen sie morgens nicht rechtzeitig auf um in die Schule zu gehen, können aber trotzdem nachmittags ins Projekt kommen. Es kommt auf das gleiche raus: die beiden gehen kaum zur Schule.

Das Mädchen M. ist 8 Jahre alt. Sie wurde dieses Jahr eingeschult. Zuerst ging sie in die erste Klasse mit ihrem kleinen 6- jährigen Bruder.. Sie wurde dann aber nach wenigen Wochen hoch gestuft. M. besuchte die zweite Klasse einer normalen staatlichen Schule bei ihr im Barrio. Nach sechs Wochen sollte sie die Schule wechseln. Der Grund dafür sei, dass sie sich weigere mitzuarbeiten und mit dem Stoff nicht mitkam. Wie auch, wenn das Mädchen gerade mal ihren Vor- und Nachnamen schreiben kann?! Sie kann auch nicht lesen. Sie hatte keine Lust Wörter abzuschreiben bzw. die Schreibübungen zu machen. Für mich kam das sehr überraschend, denn im Projekt schreibt M. mit sehr viel Mühe die Wörter ab. Sie kopiert gerne Wörter im Projekt, wenn man es ihr zeigt. Auf jeden Fall beschlossen ihre Lehrer M. auf eine andere Schule zu schicken... eine Schule für lernschwache Kinder... eine Spezialschule, wie man hier sagt. Sie kann daraufhin auch nicht mehr nach La Paloma kommen, weil sie in den Nachmittagsturnus musste. Zwar sagt sie, dass sie gerne zur Schule geht und dort Freundinnen gefunden hat, jedoch besucht auch sie nicht ganz regelmäßig in die Schule.

Doch warum wollen die Kinder nicht in die Schule gehen? Was ist daran so schlimm? Naja... wenn man überlegt, dass in einem Klassenraum bis zu 40 Kinder sind, die teilweise aus schwierigen Familienverhältnissen stammen... Sie brüllen, passen nicht auf... machen Unsinn. Die Lehrer sind meist überfordert und werden auch noch unterbezahlt. Wenn ein Kind nicht so will wie der Lehrer, wird es rausgeworfen. Bei schweren Vergehen werden sie von der Schule suspendiert. Was macht ein Kind, wenn es suspendiert wird? Es macht noch mehr Unsinn... ist auf der Straße...

Zum Glück gibt es in La Paloma auch Kinder die sehr gerne und jeden Tag in die Schule gehen. Sie kommen danach ins Projekt und erzählen, was sie in der Schule gemacht haben. Die Kinder machen teilweise in La Paloma ihre Hausaufgaben. Man sieht den Fortschritt bei ihnen. Manchmal erzählen Lehrer, wie gut das eine oder andere Kind sich benimmt... das es fleißig mitarbeitet... Wir arbeiten eng mit den Schule zusammen. Versuchen die Kinder dazu zu überreden täglich hinzu gehen. In La Paloma wird viel Wert auf Lesen und Schreiben gelegt. Eine Mitarbeiterin unterrichtet darin zwei Jugendliche im Projekt.

Ich bin immer noch in der Gruppe der Kleinen. Sie sind zwischen fünf und acht Jahre alt. Der Sommer ist vorbei und die Salonarbeit hat wieder begonnen. Wir haben viele Neuzugänge. Diese müssen noch den täglichen Ablauf im Projekt verstehen und lernen. Anfang März musste jede Gruppe einen Gruppennamen wählen. Es wurden Vorschläge gesammelt. Dazu fertigten wir DNIs der Kinder an... mit Foto, Fingerabdruck und Unterschrift. Wie ein echter Pass. Später wurde dann geheim gewählt. Die Kinder mussten in einen Raum und den Wahlzettel in einen Karton werfen... wie bei einer richtigen Wahl. Damit sollen sie lernen, dass auch später sie ein Recht auf Wählen haben und dass man dazu seinen Pass braucht. Meine Gruppe hat den Namen „LOS SUPERAMIGOS“ (die Superfreunde) gewählt und die 8 bis 11- jährigen heißen nun „LOS UNICOS“ (die Einzigartigen). Anfangs arbeiteten meine Mitarbeiterin und ich mit den Kindern zu den Wochentagen, Monaten, Jahreszeiten. Dazu bereiteten wir verschiedene Aktivitäten vor. Es ist noch ein Geburtstagskalender für jedes Kind geplant, der die Geburtstage von allen Familien- und Gruppenmitgliedern enthält.

Im April machten wir mit den Superamigos einen Ausflug in eine Eisdiele. Darauf bereiteten wir uns mehrere Tage vor. Es wurde Eis im Projekt serviert. Sie sollten den Eisverkäufer spielen... jeder sollte sagen, welche Eissorten es haben möchte. Am Tag des Ausfluges waren alle sehr gut drauf. Wir nahmen den Bus... verbrachten eine Weile auf dem Spielplatz... und aßen Eis. Ein gelungener Tag!

Im Moment arbeiten wir mit Zeitschriften. Es gibt verschiedene Aufgaben, die die Kinder zu bewältigen haben. Jedes Kind hat eine eigene Zeitschrift, die sie vorher mit Spielgeld beim „Zeitungsverkäufer“ kaufen mussten. Eine Aufgabe war zum Beispiel, dass sie in ihrer Zeitschrift das längste und kürzeste Wort suchen und ausschneiden mussten... oder sie sollten Wörter mit ihrem Anfangsbuchstaben finden.

Gut.. das war's nun auch erstmal wieder.

Hasta luego..Muchos Saludos,

Mariel(:

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